The
Mystery Crystal Radio Set
Der
geheimnisvolle Detektorempfänger
Vorgeschichte
Am 3. Juli 1932 erschien in der australischen "Sunday Mail" in Brisbane
ein Beitrag unter dem Titel "The Mystery Crystal Set" - "Ein
geheimnivoller Detektorempfänger". (Original-Artikel bei Ray
Creighton [1]).
Geheimnisvoll deswegen, weil es dem
Autor "Proton" unerklärlich war, warum die für einen
Detektorempfänger relativ einfache Schaltung so gute
Empfangsergebnisse zeigte. Im Folgenden wurde das "Geheimsvolle" aber mehr in der Besonderheit
der Schaltung gesehen, wonach der abgestimmte Eingangschwingkreis keine
Erdverbindung
besitzt, die Erde wird nur am unabgestimmten Detektorkreis
angeschlossen. Die Antenne wird wahlweise am Stator oder Rotor des
Drehkondensators (im nachfolgenden Schaltbild an "1" bzw. "2")
angeschlossen.
Hier das Schaltbild es "Mystery Crystal Set":
Der Drehkondensator der originalen Schaltung hat eine
Kapazität
von 500 pF, die im Schalbild eingezeichnete Diode steht für
einen
damals üblicher Kristalldetektor, der Hörer wird
ein
"hochohmiger" - sprich mit ca. 2 oder 4 kOhm Gleichstromwiderstand -
gewesen sein. L1 und L2 haben 50 (L1) (ca. 0,6 mm
Drahtdurchmesser) bzw. 25 (L2) (ca. 0,3 mm) Windungen auf einen
Spulenkörper von 3 inch (7,62 cm) Durchmesser und gleichfalls
3
inch Länge. Auf den Spulenkörper werden
zunächst 12
Windungen eng aneinanderliegend aufgebracht, dann werden die
nächsten 25 Windungen gemeinsam mit dem Draht der
Detektorspule
"bifilar" gewickelt, zu Schluß noch einmal 13 Windungen. Die
Induktivität des abgestimmten Antennenkreises L1
läßt
sich mit dem kleinen Programm "mini Ringkernrechner" von W. Burmeister
[2] zu etwa 160-200 µH abschätzen.
Am 16. April 1933 veröffentlichte "Proton" eine verbesserte
Schaltung unter dem Titel "Mystery Plus Crystal Set".
Hier die Schaltung:
Diese Schaltung erinnert an andere ältere
Schaltungsdesigns.(siehe z. B. [3])
Varianten des Mystery Crystal Set
Ken Harthun [4] berichtet, das ein Nachbau des
originalen "mystery crystal radio" eine nur unbefriedigte Leistung
brachte - vor allem mangele es an ausreichender Selektivität -
und er macht einige "Verbesserungsvorschläge".
Dan Petersen (WA6OIL) [5] verwendet anstelle eines einfachen einen
Doppeldrehkondensator, wobei die Antenne wahlweise entweder an
den Rotoren oder am Stator angeschlossen wird (in meiner
Schaltung also an den Punkten 1, 2, oder 3). Diese Schaltung verwendet
auch Dave Schmarder [6], eine ähnliche Variante
stammt auch
von Mike Tuggle [7].
Wie funktioniert das "Mystery Crystal Set"?
Eine ausführliche Erläuterung der Funktionsweise des
"geheimnisvollen Detektorempfängers" gibt es bei Ben H. Tongue
[8].
Meine Schaltung
Bei meinem Schaltungsaufbau (er folgt Dan Petersen, Dave Schmarder,
Mike Tuggle) werden die wichtigsten Anschlusspunkte an Bananenbuchsen
gelegt, so das man die unterschiedlichsten
Varianten des Anschlusses der Antenne und der Erde auszuprobieren kann.
Laut Orginalschaltung kommt die Erde an Punkt 4, die Antenne entweder
an Punkt 1 oder 2. Nach Dan Petersen kommt die Erde ebenfalls an Punkt
4, die Antenne an 1,2 oder 3. Bei einer Schaltung von Dave Schmarder
[9] kommt die Antenne an Punkt 1 oder 4, die Erde an Punkt 3. Bei Mike
Tuggle kommt die Erde an Punkt 3, die Antenne an Punkt 2 (selective)
oder Punkt 4 (broadband).
Der Spulenkörper aus Plaste hat bei mir 60 mm Durchmesser und
ist
eine ehemalige Dose für Fischfutter. Als Draht verwende ich
lötbare HF-Litze 20 x 0,05 mm (ca. 0,4 mm Gesamtdurchmesser),
man
kann aber auch nicht zu dünnen Kupferlackdraht verwenden. Der
abstimmbare Eingangskreis hat insgesamt 49 Windungen, die Detektorspule
25 Windungen. Da die Detektorspule bifiliar mit der Eingangsspule
gewickelt wird, ist das Aufbringen der Wicklung eine knifflige
Angelegenheit (am besten geht es mit einem Partner).
Für die Spulen wickeln wir zunächst 12
Windungen mit
unseren Draht für den Eingangskreis. In den
Platikkörper
werden zwei ca. 5 mm auseinanderliegende kleine Löcher
angebracht
(z.B. mit Bohrer 0,8 mm). Der Anfang des Spulendrahtes wird durch eines
der Löcher in das innere des Spulenkörpers gesteckt
und und
durch das andere Loch ein paar Zentimeter wieder
herausgeführt.
Der Draht ist jetzt ausreichend fixiert und kann nicht rausrutschen.
Aber behutsam vorgehen - die Litze oder auch Kupferlackdraht sind
verletzlich. Die 12 Windungen werden Windung neben Windung gewickelt
und nach der 12. Windung werden wieder zwei kleine Löcher
gebohrt,
wo dier Wicklung der zweiten Spule beginnt. Mit der 13. Windung wickeln
wir mit zwei Drähten gleichzeitig die Eingangs- und die
Detektorspule, wobei der zweite Spulendraht sorgfältig
parallel
mit aufgebracht wird. Mit dieser bifilaren Technik wickeln wir 25
Windungen (wieder zwei kleine Löcher für das
Wicklungsende
der Detektorspule), danach dann nochmals 12 Windungen mit dem
Draht der Eingangspule.
Die Spule des Eingangsschwingkreises hat eine gemessene
Induktivität von 152 µH. Die Diode ist
eine unbekannte Germaniumdiode.
Empfangseigenschaften
Das Mystery Crystal Radio ist zwar kein DX-Empfänger, hat aber
befriedigende bis gute Empfangseigenschaften. Bei den unterschiedlichen
Möglichkeiten des Anschlusses von Antenne und Erde zeigt sich
einerseits eine verblüffende Lautstärke von "starken"
Stationen, andererseits ist die Trennschärfe durchaus
befriedigend. Ein wenig herumexperimentieren lohnt sich!
Quellen und Links
Zur Einführung siehe http://www.qsl.net/dk3wi/detektor.html
[1] Ray Creighton: The Mystery
Crystal Set.URL: http://www.clarion.org.au/crystalset/mystery.html
[2] Wilfried Burmeister:
(DL5SWB): mini Ringkern-Rechner. URL:
http://www.dl5swb.de/html/mini_ringkern-rechner.htm
[3] Bau eines
Hochleistungs-Detektorempfängers mit drei Spulen.
URL: http://www.jogis-roehrenbude.de/Detektor/Dreispulendetektor/Dreispulendetektor.htm
[4] Ken Harthun: Improvement of the
“Mystery” Crystal Radio. URL: http://www.qsl.net/kc4iwt/xtal/mysteryimproved.htm
[5] Dan Petersen (WA6OIL): A
Continuing Mystery.URL: http://www.worldaccessnet.com/~petersen/Mystery-article.htm
[6] Dave Schmarder (N2DS): My third
crystal set. #3. URL: http://www.schmarder.com/radios/crystal/third.htm
[7] Mike Tuggle: "Stay Tuned"
Presents The Modern Radio Laboratories® (MRL®) #39
Crystal Set -- Modified.
URL: http://www.crystalradio.net/crystalsets/miketuggle/index.shtml
[8] Ben H. Tongue: An Explanation
of how the "Mystery Crystal Radio Set" Works.URL: http://www.bentongue.com/19mstry/19mstry.html
[9] Dave Schmarder (N2DS):
Schmarder's Super Spider Sizzlitzer Set or #49 Crystal Set.
URL: http://www.schmarder.com/radios/crystal/49.htm
Ken Harthun: Experimental Short-wave "Mystery" Crystal Radio. URL: http://www.qsl.net/kc4iwt/xtal/SWMystery.htm
Rainer Steinführ: Variante des legaendaeren "Mystery Set" als
Zweikreiser. URL: http://www.oldradioworld.de/gollum/mset.htm
("Gollums Welt der Detektor-Empfaenger -
http://www.oldradioworld.de/gollum/indexd.htm)
Jim Cushman: Jim's Crystal Radio Page. URL: http://www.hobbytech.com/crystalradio/crystalradio.htm
(c)
27.02.2006 Lutz Höll, DK3WI
Links überprüft: 27.02.2006